Bericht der Ostseezeitung: Abriss an der Reiferbahn beginnt

Die Stralsunder Wohnungsbaugesellschaft will dort ab 2020 Häuser mit bis zu 130 Wohnungen bauen. Es gibt Vorschläge von vier Architekturbüros.

Das große Wandbild von Tom Beyer am Giebel des Hauses Reiferbahn 1 bis 3 soll trotz des Abrisses gerettet werden.

Vier von fünf angefragten Architekturbüros haben zum Ende des Jahres 2017 ihre Entwürfe zur künftigen Entwicklung der Reiferbahn bei der Stralsunder Wohnungsbaugesellschaft (SWG) eingereicht. „Nach einer ersten Draufsicht haben alle Planer interessante Lösungen für die künftige Wohnbebauung abgegeben“, sagt SWG-Geschäftsführer Dieter Vetter. Die Arbeiten sollen jetzt gemeinsam mit Fachleuten der SWG und der Stadtplanung ausgewertet werden, bevor feststeht, wie dieses Wohngebiet in der Frankenvorstadt künftig entwickelt werden soll.

Stralsunds größter Vermieter will hier in Hafennähe neun alte Wohnblocks aus der Zeit um 1950 mit 220 Wohnungen abreißen. Derzeit wohnen noch etwa 30 Mietparteien in dem Wohngebiet. Ab 2020 sollen dort bis zu 130 Wohnungen neu gebaut werden. Darunter sollen sich auch künftig erschwingliche Wohnungen im Preissegment unter 6,60 Euro je Quadratmeter Kaltmiete befinden. Der größte Teil wird jedoch eher bei bis zu 10 Euro kalt angesiedelt sein, bei hohem Wohnkomfort.

Doch zunächst gibt es viel zu tun, den Abriss vorzubereiten. Bis zum Jahresende 2017 waren die beiden Gebäude Reiferbahn 2 bis 4 und 8 bis 10 freigezogen und entkernt worden. Der Abriss dieser ersten beiden Blocks ist im Januar 2018 geplant. Die Mieter, die zuletzt hier noch wohnten, sind nach Vetters Angaben mit Wohnraum versorgt worden, und es habe Unterstützung bei der Organisation des Umzugs gegeben.

Auch das Wandbild des Stralsunder Künstlers Tom Beyer aus dem Jahr 1955 wird eine Zukunft haben. Die Arbeit mit dem Titel „Werktätige Menschen“, die vom Aufbau der Volkswerft kündet, ziert derzeit noch den Giebel des Wohnblocks 1 bis 3. „Nach einem Vor-Ort-Termin mit Fachleuten vom Denkmalschutz sind wir aufgefordert worden, das Bild zu erhalten“, erklärt Dieter Vetter. Er verweist darauf, dass sich auch die eingereichten Architekten-Vorschläge mit dem Problem befassen. „Es wird eine Lösung geben, die dem Denkmalschutz gerecht wird und für uns wirtschaftlich vertretbar ist“, so der SWG-Chef.

Komplett eingerüstet präsentiert sich gegenwärtig der Wohnblock An der Kupfermühle 7 bis 11. Bis zum Jahresende 2018 baut die Wohnungsgesellschaft in diesem Gebäude aus den 1950er-Jahren 32 Drei- und Vier-Raum-Wohnungen mit einem völlig neuen Zuschnitt und Balkonen ein. Die auffälligste Veränderung ist bereits zu erkennen: Statt des Ziegeldaches wird es künftig ein zusätzliches Staffelgeschoss über den vier Vollgeschossen geben. „4,5 Millionen Euro investieren wir in diesen Umbau“, sagt Dieter Vetter. Damit ist das Bauvorhaben eines der größeren des neuen Jahres für Stralsunds größten Vermieter. Dabei wurde lange überlegt, das Projekt überhaupt so anzugehen. Doch nach Wirtschaftlichkeitsberechnungen war klar: Die Sanierung funktioniert. Vor allem auch deshalb, weil das Haus über Betondecken verfügt. Damit war ein Abriss vom Tisch. Die künftigen Mieter dürfen sich über barrierearme Wohnungen freuen.

Für jeden der drei Aufgänge wird es künftig einen Aufzug geben. „Für den Einbau der Aufzüge gab es extra eine Förderung vom Land über 178000 Euro“, berichtet Vetter. Innenliegende Aufzüge wird es auch in dem Sanierungsvorhaben im Leo-Tolstoi-Weg 11a/b sowie 13a geben. Die Aufgänge in den Plattenbauten von Knieper West III sind bereits freigezogen. Die Sanierungskosten sind auf 2,4 Millionen Euro angesetzt. „Wir bemühen uns hier, die Mietkosten günstig zu halten“ sagt Dieter Vetter und peilt eine Kaltmiete zwischen 5,50 und 5,90 Euro für die barrierearmen Wohnungen an.

Sorgen macht dem SWG-Geschäftsführer das schwierige soziale Umfeld. Die Flächen zwischen den Gebäuden im Tolstoi-Weg gehören der Stadt und wurden im Zuge einer Wohnumfeldverbesserung vor Jahren mit einem Rondell samt Bänken aufgewertet. Derzeit präsentiert sich die kleine Erholungsfläche jedoch eher als entwertet, weil Vandalen ihre Spuren hinterlassen haben. „Wir möchten die Stadt hier mit ins Boot holen und suchen das Gespräch, um die Situation gemeinsam zu verbessern“, sagt Vetter.